
Epidemiologie von Myopie bei Kindern Kurzsichtigkeit bei Kindern steigt laut Studie weltweit an und soll 2050 rund 40 Prozent erreichen
Eine Forschergruppe aus China hat eine Metaanalyse im British Journal of Ophthalmology veröffentlicht, die die Warnungen vieler Myopieforscher bestätigt.1 Myopie bei Kindern steigt seit drei Jahrzehnten weltweit an und entwickelt sich zu einem globalen Gesundheitsproblem. Bereits heute sind ein Drittel der Kinder und Heranwachsenden ab 5 Jahren kurzsichtig. Im Jahr 2050 könnte sich ihr Anteil auf 40 Prozent erhöhen und mehr als 740 Millionen Kinder betreffen.

Diese Analyse zeigt uns, wie wichtig Myopieprävention bzw. Myopiekontrolle bei Kindern ist – für jedes einzelne Kind und langfristig auch für unsere Gesellschaft.
Prof. Dr. Hakan Kaymak
Studien
Ausgewertet
Teilnehmende
Kinder und Jugendliche
Länder
In allen Kontinenten
Globale Myopieprävalenz steigt seit drei Jahrzehnten an
Die geschätzte globale Prävalenz der Myopie lag zwischen 1990 und 2023 bei 30,47 Prozent. Hervorzuheben ist dabei, dass die globale Prävalenzschätzung für Myopie in den letzten drei Jahrzehnten von 24,32 Prozent auf 35,81 Prozent gestiegen ist. Dabei sind sowohl regionale als auch Unterschiede in Bezug auf Geschlecht und Bildung festzustellen.
Basierend auf ihren Analysen prognostizieren die Autoren, dass die weltweite Prävalenz der Myopie bis 2050 auf 39,80 Prozent ansteigen wird, was bedeutet, dass schätzungsweise 740 Millionen Kinder und Jugendliche von Myopie betroffen sein werden.
Globale Prävalenzschätzung
für Myopie
1990–2000 (24,32 %)
2001–2010 (25,2 %)
2011–2019 (29,66 %)
2020–2023 (35,81 %)
Wachstumsrate bei Kindern hat sich verdoppelt – Mädchen und junge Frauen sind stärker betroffen
Die Prävalenz der Myopie bei Jugendlichen übertraf die der Kinder und erreichte im Zeitraum 2020-2023 mit 53,92 Prozent ihren Höhepunkt. Allerdings war die absolute Wachstumsrate der Myopieprävalenz bei Kindern von 1990 bis 2023 fast doppelt so hoch wie bei Jugendlichen.
Die geschätzte Gesamtprävalenz von Myopie bei Frauen war mit 33,57 Prozent geringfügig höher als bei Männern mit 30,49 Prozent, wobei die Raten bei Schülerinnen der Highschool 45,52 Prozent und bei heranwachsenden Mädchen 48,82 Prozent erreichten. Bei Jugendlichen mit höherer Schulbildung war der Anteil Kurzsichtiger größer als unter solchen, die nicht so lange zur Schule gingen. Insgesamt wurde bei folgenden Gruppen das höchste Myopierisiko festgestellt:
Gruppen mit dem höchsten Myopierisiko
Kinder in Ostasien
Kinder in städtischen Regionen
Mädchen / weibliches Geschlecht
Jugendliche mit höherer Schulbildung
Welche Schlüsse können wir als Myopiespezialisten aus der Analyse ziehen?
Myopie entsteht in den meisten Fällen durch ein übermäßiges Längenwachstum des Augapfels. Dabei spielen die Sehgewohnheiten eine größere Rolle als die Genetik. Wir wissen, dass Tätigkeiten in der Nähe, wie das Lesen oder Nutzung von Smartphones, das Längenwachstum des Augapfels fördern, während der regelmäßige Aufenthalt im Freien bei Tageslicht das Wachstum reguliert. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse dieser Metaanalyse nicht überraschend für uns und sie zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, das Thema zukünftig weiter zu erforschen und schon heute alle verfügbaren Maßnahmen dagegen zu nutzen.
Die Ergebnisse dieser Metaanalyse sind nicht überraschend für uns und bestätigen, wie wichtig es ist, das Thema weiter zu erforschen und die bereits verfügbaren Maßnahmen zur Myopiekontrolle konsequent zu nutzen, um den Aufwärtstrend zu stoppen.
Prof. Dr. Hakan Kaymak
Verfügbare Maßnahmen zur Myopiekontrolle
Früherkennung: Die möglichst frühzeitige Identifizierung von gefährdeten Kindern durch Früherkennung – auch im Rahmen von Schulreihenuntersuchungen.
Altersangepasste Myopiekontrolle: Um eine axiale Myopie zu diagnostizieren bzw. auszuschließen, sind Messungen der Augenlänge notwendig. Zur Bewertung der Risiken und zur Messung des Therapieerfolges hat sich als Maßstab das physiologische Längenwachstums des Auges als besonders effektiv herausgestellt.
Korrektur und Behandlung: Eine Behandlung von Kindern mit myopiehemmenden Verfahren, die die Myopie korrigieren und gleichzeitig das Augenlängenwachstum hemmen, wie z.B. speziellen Brillengläsern, ggf. in Kombination mit Atropin-Augentropfen.