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IVOM-Therapien bei Netzhauterkrankungen und diabetischer Retinopathie
Die Injektion von Medikamenten in den Glaskörper des Auges, auch intravitreale operative Medikamenteneingabe (IVOM) genannt, ist eine bewährte, schmerzfreie Therapie bei Erkrankungen von Netzhaut, Makula und Glaskörper.
Die Methode wird auch seit vielen Jahren erfolgreich gegen die Netzhauterkrankung bei Diabetes, die diabetische Retinopathie, eingesetzt.
Die Mitarbeit des Patienten ist wichtig bei der Behandlung von diabetesbedingten Netzhauterkrankungen mit IVOM-Therapien.
Prof. Dr. Hakan Kaymak
Ablauf der Therapie Wie werden Medikamente in das Auge eingebracht?
Unter lokaler Betäubung wird eine hauchdünne Kanüle ungefähr 6 mm in den Glaskörper eingebracht, um das Medikament ins Auge zu verabreichen. Zu spüren ist dabei nur ein leichtes Druckgefühl. Oft kann mit der minimalinvasiven IVOM-Therapie ein chirurgischer Eingriff vermieden werden. Die lokale Anwendung ermöglicht eine geringere Dosierung der Wirkstoffe und reduziert die Nebenwirkungen weitestgehend.
Es ist auch möglich, ein Implantat in das Auge einzusetzen, das seinen Wirkstoff langsam ins Auge abgibt.
Mitwirkung der Patienten Mitwirkung (Adhärenz) von Patientinnen und Patienten
Chronische Erkrankungen wie die diabetische Retinopathie müssen meist über Jahre behandelt werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Anpassungen der individualisierten Therapien erfordern die aktive Mitwirkung (Adhärenz) von Patientinnen und Patienten. Prof. Dr. Hakan Kaymak hat gemeinsam mit einem Autorenteam Ende 2020 eine Publikation zur Adhärenz verfasst.1 Darin werden die Faktoren, die die Adhärenz der Patientinnen und Patienten beeinflussen, untersucht und Strategien entwickelt, um sie zu verbessern.
Wirkstoffe Verfügbare Medikamente für die IVOM-Therapie bei diabetischer Retinopathie
Lucentis® (Wirkstoff Ranibizumab) Anti-VEGF
Eylea® (Wirkstoff Aflibercept) Anti-VEGF
Beovu® (Wirkstoff Brolucizumab) Anti-VEGF
Avastin® (Wirkstoff Bevacizumab, der aus der Krebsforschung kommt und hier als „off Label-Medikament” zur Verfügung steht) Anti-VEGF
Vabysmo® (Wirkstoff ist der bispezifische Antikörper Faricimab) Anti-VEGF, Anti-ANG-2
Je früher die Therapie beginnt, desto besser ist die Sehfähigkeit zu erhalten. Wir empfehlen Ihnen regelmäßige Kontrolluntersuchungen, wenn Sie über 55 Jahre alt sind. Wichtig zu wissen: Bei einer unheilbaren chronischen Erkrankung wie der diabetischen Retinopathie müssen die Injektionen bei Bedarf wiederholt werden. OCT-Kontrollen in bestimmten Abständen sind dafür unerlässlich.
Neuer Wirkstoff für die IVOM-Therapie beim diabetischen Makulaödem (DMÖ)
Seit 2022 ist der bi-spezifische Antikörper Faricimab sowohl für die Behandlung der neovaskulären AMD (nAMD) als auch des Diabetischen Makulaödems (DMÖ) zugelassen. Dieser richtet sich im Gegensatz zu anderen Wirkstoffen sowohl gegen VEGF-A als auch gegen ANG-2. Damit verhindert er die Entstehung krankhafter Gefäße, reduziert Ödeme und hemmt Entzündungen und das bei langen Therapieintervallen und hoher Sicherheit.2
Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen wie z.B. Diabetes ist es uns wichtig, ihre Lebensqualität durch eine Therapie nicht unnötig zu belasten.
Prof. Dr. Hakan Kaymak
Implantate Implantate mit Langzeitwirkung beim diabetischen Makulaödem
Wenn Patienten auf die Injektion von VEGF-Blockern nicht ansprechen oder diese nicht vertragen, besteht zudem die Möglichkeit, ein Implantat ins Auge einzusetzen, das seinen Wirkstoff langsam ins Auge abgibt. Dadurch wird vor allem chronisch kranken Patienten die Behandlung erleichtert und die Belastung reduziert. Als Implantate stehen Kortikosteroide (Ozurdex, Iluvien oder Kenalog) zur Verfügung.
Das Ozurdex-Implantat enthält den Wirkstoff Dexamethason, ein Kortikosteroid, das entzündungshemmend wirkt und den Austritt von Flüssigkeit aus den Blutgefäßen verringert. Das Implantat wird mittels eines Applikators in das Auge eingebracht und setzt über mehrere Monate hinweg den Wirkstoff frei. Viele Patienten berichten, dass sie bei der Verabreichung nur einen leichten Druck auf das Auge verspüren.
Als Implantate verfügbare Wirkstoffe
Ozurdex
Iluvien
Kenalog
Risiken Die Injektion unter sterilen Bedingungen reduziert die Risiken
Der Eingriff ist schmerzfrei und erfolgt unter sterilen Bedingungen. Die Injektion von Medikamenten in das Auge darf nur von einem Augenarzt durchgeführt werden. Eine solche Spritze kann ambulant verabreicht werden, das muss aber, um Infektionen zu vermeiden, unter sterilen Bedingungen im Operationssaal geschehen. Sie sollte nur von sehr erfahrenen Augenchirurgen gegeben werden. Vor der Injektion wird der das Auge umgebende Bereich desinfiziert, um zu verhindern, dass Krankheitserreger von der Hautoberfläche ins Innere gelangen. Selbstverständlich wird das umliegende Auge an der Stelle betäubt, damit die Behandlung schmerzfrei ist.

Literaturangaben
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