
AMD-Formen Die feuchte altersbedingte Makuladegeneration – eine Spätform der AMD
Die frühe und mittlere AMD kann im Spätstadium in eine feuchte AMD übergehen – auch neovaskuläre AMD, kurz nAMD, genannt.

Bis zur Einführung der Therapie mit Medikamenteninjektionen (IVOM) war diese chronische feuchte Spätform der AMD für die Hälfte aller Erblindungen verantwortlich. Moderne Medikamente haben die Aussichten der Betroffenen erheblich verbessert. Wir behandeln Sie nach neuesten Erkenntnissen, um Ihre Sehkraft länger zu erhalten.
Entstehung Warum entstehen krankhafte Gefäße bei der feuchten AMD und was ist die Folge?
Die feuchte Makuladegeneration ist gekennzeichnet durch ein unkontrolliertes Gefäßwachstum unter der Makula. Das Wachstum neuer Gefäße – auch Angiogenese oder Neovaskularisation genannt – führt zu Blut- und Flüssigkeitsverlust. Doch wie kommt es dazu?
Durch die Ablagerung von Stoffwechselprodukten (Drusen) im frühen und mittleren AMD-Stadium wird die Netzhaut nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Diese Unterversorgung kann die Bildung neuer Blutgefäße anregen. Eine entscheidende Rolle spielt der Botenstoff Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF). Dabei handelt es sich um eine Unterfamilie von Wachstumsfaktoren, die als Signalmolekül die Bildung und das Wachstum von Blutgefäßen auslösen.
Menschen mit neovaskulärer AMD (nAMD) bilden außerdem verstärkt den Wachstumsfaktor Angiopoietin-2, der im Zusammenwirken mit VEGF-A das Wachstum neuer Blutgefäße angeregt, die Stabilität der Gefäße verringert und ihre Durchlässigkeit erhöht.
Aus den krankhaften Gefäßen tritt Flüssigkeit aus, in der Folge schwillt die Netzhaut an und die empfindlichen Sinneszellen werden geschädigt. Oft kommt es zu Blutungen im Bereich der Netzhaut und zu Fettablagerungen. Am Ende kann sich eine umschriebene Narbe im Bereich der Makula ausbilden, die die Sehfähigkeit deutlich beeinträchtigt.
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Risiko Wie hoch ist das Risiko eine fortgeschrittene AMD zu entwickeln?
Die Beckman Initiative, ein Team, dem unter anderem 26 AMD-Spezialisten und ein Neuroophthalmologe angehörten, hat nicht nur ein neues Klassifikationsschema entwickelt, mit dem die verschiedenen Stadien der AMD besser gekennzeichnet werden können. Sie haben auch Risikofaktoren erarbeitet, anhand derer sich der Verlauf der Erkrankung von einem frühen bis hin zum fortgeschrittenen Stadium prognostizieren lässt.
0 Risikofaktoren: 0,5 %
1 Risikofaktor: 3 %
2 Risikofaktoren: 12 %
3 Risikofaktoren: 25 %
4 Risikofaktoren: 50 %
Jeder Zweite mit höchstem Risiko entwickelt innerhalb von 5 Jahren eine fortgeschrittene AMD
Beckman Initiative
Eine Optische Kohärenztomographie (OCT) kann Hinweise darauf geben, ob die Erkrankung in den nächsten Jahren in ein fortgeschrittenes Stadium übergehen könnte. Als Risiken werden Pigmentveränderungen in einem Auge oder mindestens eine große Druse, deren Größe exakt definiert ist, in einem Auge definiert. Hochrisikopatienten zeigen beide Veränderungen an beiden Augen. Basierend auf diesem System wird das Risiko ermittelt, eine fortgeschrittene AMD zu entwickeln.1
Diagnostik Wie wird die feuchte AMD diagnostiziert?
Die feuchte AMD wird mittels einer Funduskopie und eines OCT-Scans diagnostiziert. Unten sehen Sie eine Funduskopie einer bis dahin unbehandelten feuchten Makuladegeneration. Rechts daneben jeweils die OCT-Schichtaufnahme, auf der die Flüssigkeit unter der Makula zu sehen ist.
Therapie Wie wird die feuchte AMD behandelt?
Die Eingabe von Medikamenten in den Glaskörper des Auges, auch intravitreale operative Medikamenteneingabe (IVOM) genannt, ist eine moderne und schmerzfreie Therapie bei Netzhaut-, Makula- und Glaskörpererkrankungen. Die IVOM-Therapie wird seit vielen Jahren erfolgreich gegen die feuchte AMD eingesetzt.
Sogenannte VEGF-Hemmer stoppen durch die Blockade des Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) das Gefäßwachstum (Angiogenese).
Bei ca. 75 Prozent der Patienten mit später altersbedingter Makuladegeneration wird so die fortschreitende Sehverschlechterung aufgehalten und bei ca. 50 Prozent verbessert sich sogar die Sehqualität. Zerstörte Areale der Netzhaut sind allerdings auch mit dieser Methode nicht wieder herzustellen.2
Der 2022 zugelassene bispezifische Antikörper Faricimab richtet sich gleichzeitig gegen zwei Wachstumsfaktoren: Ang-2 und VEGF-A und verhindert so die Entstehung krankhafter Gefäße, reduziert Ödeme und hemmt Entzündungen.3 Durch innovative Wirkstoffe wie Faricimab und optimierte individuelle Behandlungskonzepte können die Therapieintervalle vergrößert werden, ohne Wirksamkeit oder Sicherheit zu reduzieren.
Aus unserer Erfahrung werden längere Abstände zwischen den Injektionen von Patienten als eine große Erleichterung wahrgenommen.
Die Mitarbeit des Patienten ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Therapie der altersbedingten Makuladegeneration mit Medikamenten, die ins Auge eingebracht werden.
Prof. Dr. Hakan Kaymak
Welche Medikamente stehen zur Verfügung?
Wirkstoffe für die IVOM-Therapie bei nAMD:
Lucentis® (Wirkstoff Ranibizumab) Anti-VEGF
Eylea® (Wirkstoff Aflibercept) Anti-VEGF
Beovu® (Wirkstoff Brolucizumab) Anti-VEGF
Avastin® (Wirkstoff Bevacizumab, der aus der Krebsforschung kommt und hier als „off Label-Medikament” zur Verfügung steht) Anti-VEGF
Vabysmo® (Wirkstoff ist der bispezifische Antikörper Faricimab) Anti-VEGF, Anti-Ang2